Die
stressige Vorweihnachtszeit zollt ihren Tribut. Da kommt die Werbung eines
Ferienparks an der holländischen Küste gerade recht. Ein verlängertes
Wochenende am Meer – das wär‘s!
Zur
Aufklärung für Leser aus anderen Regionen: Domburg, Renesse, Callantsoog sind
die Orte, wo der Rheinländer, der früher auf Borneo, Madagascar und Java durch
den Dschungel streifte, nun nach dem ersten Kind regelmäßig seine Ferien
verbringt. Wer braucht schon Palmen und Sonne, wenn man Friets, Frikandel,
Chocomel, Regen und Wind haben kann?
Gesagt,
getan, das Ferienhaus gebucht, Anreise. Der erste Strandspaziergang im Nebel.
Es kommt, wie es kommen muss. Eine Stunde am Urlaubsort und bereits die erste
Telco. Natürlich hat sich der Mitarbeiter der Mandantin ausgerechnet den Vortag
ausgesucht, um fragwürdige Reisekostenabrechnungen einzureichen, so dass jetzt
eine Untersuchung und Befragung notwendig sind. Dank nahender Weihnachtstage
und der 2-Wochen-Frist für die potenzielle fristlose Kündigung muss es jetzt
schnell gehen.
Während
mein Mann und mein vierjähriger Sohn T vor mir durch den Schlick stapfen,
diskutiere ich also die Fragenliste für die Anhörung des möglichen Delinquenten
mit der Mandantin. Vor mir gibt es plötzlich kurze Aufruhr. Sohn T liegt der
Länge nach im Schlick. Er rappelt sich auf, rennt mit schlammigen Händen und
Armen auf mich zu. Mir entfährt ein stummes „Nein!“ – auch wenn die Mandantin
weiß, dass ich gerade an einem holländischen Strand bin, kann ich ja nun nicht
laut in die Telco brüllen. Stummschalten ist so schnell nicht drin. Es ist
ohnehin zu spät – mein gelber Parka sieht aus, als habe ICH im Schlamm gelegen.
Am ersten Urlaubstag.
In
den Folgetagen hat mich mit dem besudelten Parka jedenfalls garantiert niemand
für eine Partnerin einer renommierten Arbeitsrechtskanzlei gehalten. Aus der
fristlosen Kündigung wurde übrigens leider auch nichts – die Vorwürfe haben nur
eine Abmahnung hergegeben. Aber vielleicht klappt’s ja nächstes Mal mit der
Kündigung und einer sauberen Zweitjacke.